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ÖDG-Präsidentschaftsperiode 2012/2013, die ersten Monate

Expertenmeeting Oberlech: „Österreich – eine Modellregion in der Diabetesversorgung?“

Priv.-Doz. Dr. Christoph H. Säly,
Prim. o. Univ.-Prof. Dr. Dr. h.c. Heinz Drexel

Vom 31. Jänner bis zum 3. Februar 2012 organisierte das Vorarlberg Institute for Vascular Investigation and Treatment (VIVIT) unter der Leitung von Prim. o. Univ.-Prof. Dr. Dr. h.c. Heinz Drexel in Oberlech erstmals ein Expertenmeeting, in dessen Rahmen die Spitzen der österreichischen Diabetologie aktuelle Fragen zur Diabetesversorgung in Österreich diskutierten. Die einzelnen Sitzungen begannen jeweils mit einer Keynote Lecture, es folgten Berichte aus den Bundesländern und eine freie Diskussion. Die Inhalte der Sitzungen sollen im Folgenden kurz zusammengefasst werden.

Sitzung 1: Rückblick auf 2010/2011 – Meilensteine für die ÖDG?

Prim. Univ.-Doz. Dr. Raimund Weitgasser, Salzburg, berichtet über die vielfältigen Aktivitäten der ÖDG während seiner Präsidentschaft. Ein wesentliches Ziel war der Ausbau der Breitenwirkung der Gesellschaft; Aktionen in diesem Sinne waren unter anderem Plakate, die blaue Beleuchtung von prominenten Gebäuden am Weltddiabetestag, sportliche Aktivitäten wie der ÖDG Nordic City Walk“ und der ÖDG City Run“, ein offener Brief an Gesundheitspolitiker sowie Pressekonferenzen. 
Neue Positionspapiere der ÖDG wurden formuliert, die in der Zeitschrift DIABETES FORUM (Ausgabe 5/2011) sowie auf der Website der ÖDG publiziert wurden. Register wurden auf- bzw. ausgebaut (Neumanifestation des Diabetes mellitus Typ 1, Gestationsdiabetes, Österreichisches Insulinpumpenregister), ein Präventionsprogramm für den Typ-2-Diabetes wurde initiiert. Weiters wurden Schulungsunterlagen für das Disease Management Program (DMP) Therapie Aktiv“ konzipiert und die Umsetzung des DMP in der Regelversorgung vorangetrieben.

Sitzung 2: Diagnostik

Prim. Univ.-Doz. Dr. Peter Fraunberger, Feldkirch, berichtete über die aktuelle Labordiagnostik des Diabetes mellitus nach den Kriterien der Amerikanischen Diabetesgesellschaft (ADA), deren wesentliche Neuerung die Verwendung des nun international standardisiert gemessenen HbA1c für die Diabetesdiagnostik ist. Die grundsätzliche Problematik der Verwendung eines neuen Parameters für die Diagnose einer etablierten klinischen Entität wird diskutiert. Nachdem die in der Meinungsbildung führende ADA die Verwendung des HbA1cbeschlossen hat, hat Diskussion über die Sinnhaftigkeit der neuen Diagnosekriterien aber mehr akademische Bedeutung als unmittelbare praktische Relevanz. Die Europäische Diabetesgesellschaft (EASD) hat bereits beschlossen, sich an die ADA anzulehnen. 
Festgehalten wurde, dass die vielfach zur Anwendung kommenden Point of care“-Geräte eine Variabilität von bis zu 7 % aufweisen und sich deshalb für die Verlaufskontrolle, nicht aber für die Diagnose eines Diabetes mellitus eignen.

Sitzung 3: Prävention & globales Risikomanagement

Prof. Dr. Christlieb Haller, Singen (Deutschland), berichtete über kardiologische Aspekte des Diabetes, im Besonderen über die Kontroverse zur Sinnhaftigkeit des Screenings auf koronare Herzkrankheit bei Patienten mit Diabetes, das in den aktuellen Leitlinien der ADA explizit nicht empfohlen wird. Es wurde auch festgehalten, dass die Evidenzlage für einen klinischen Vorteil durch Aspirin in der Primärprävention sehr schlecht ist.
Diskutiert wurden weiters die Kostenerstattung und die schlechte Patienten-Compliance bei Präventionsmaßnahmen. In Bezug auf das neue LDL-Cholesterin-Ziel der Europäischen Gesellschaft für Kardiologie (ESC) von < 70 mg/dl bei allen Patienten mit Typ-2-Diabetes sowie bei allen Patienten mit Typ-1-Diabetes und Folgeerkrankungen wird festgehalten, dass dieses Ziel auf Basis der aktuellen Datenlage gut gewählt ist und in Anbetracht des Umstandes, dass für Atorvastatin ab Oktober 2012 Generika verfügbar sind, auch relativ kostengünstig umsetzbar ist. Eine wichtige Aufgabe sieht die ÖDG darin, die Botschaft des LDL-Cholesterins < 70 mg/dl für alle Patienten mit Typ-2-Diabetes an die niedergelassenen Ärzte zu vermitteln.

Sitzung 4: Fortschritte in der Diabetestherapie

Prim. Univ.-Prof. Dr. Guntram Schernthaner, Wien, hielt eine Keynote Lecture über die Entwicklung der Diabetologie, im Besonderen der therapeutischen Möglichkeiten, in den vergangenen 20 Jahren. Er diskutierte die Optionen der bariatrischen Chirurgie. Das Angebot an Operationsmöglichkeiten in Österreich ist zu gering, darüber hinaus gibt es viele Low-volume-Zentren. Die Aufklärung bzw. Schulung der Patienten vor der bariatrischen Operation ist oft unzureichend, die Nachbetreuung operierter Patienten ist meist ungenügend oder fehlt praktisch gänzlich. Ein Joint Statement“ der ÖDG und der Österreichischen Adipositas Gesellschaft erscheint sinnvoll und soll nach Möglichkeit umgesetzt werden. Definitiv beschlossen wurde ein Positionspapier der Österreichischen Diabetes Gesellschaft zur bariatrischen Chirurgie. 
Ein grundsätzliches Problem der Diabetesversorgung ist die mangelhafte Refundierung im niedergelassenen Bereich und die daraus resultierende mangelhafte Bereitschaft zu den in der Diabetologie notwendigen ausführlichen Patientengesprächen. Erweiterte Ressourcen für die Diabetesversorgung erscheinen notwendig. Mit dieser Botschaft soll die ÖDG auch an die Öffentlichkeit treten. Auch das Problem der Diabetologie im stationären Bereich (Auslagerung von Kompetenzen in den niedergelassenen Bereich, geringe Zahl von Ausbildungsstellen für das Additiv-Fach Endokrinologie und Stoffwechsel) wurde besprochen.

Sitzung 5: Visionen aus den Bundesländern, Anforderungen an die ÖDG

Univ.-Prof. Dr. Bernhard Ludvik, Wien, hielt eine Keynote Lecture zu zukünftigen Therapieoptionen in der Diabetologie. In der anschließenden Diskussion wurde die aktuelle Situation des DMP Typ-2-Diabetes besprochen. Professor Ludvik betonte die Notwendigkeit einer adäquaten Positionierung der Diabetesambulanzen im DMP, Professor Drexel jene der Spezialambulanz für schwierig zu therapierende Patienten. Univ.-Prof. Dr. Thomas Wascher, Wien, merkte an, dass gerade die Versorgung von Patienten mit diabetischem Fußsyndrom nicht über das DMP zu organisieren sei.

Für das kommende Jahr ist wieder ein Expertenmeeting in ähnlicher Form geplant.

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